„Man versteht hier, dass wir nicht vom Guten geflohen sind“
Der 6. Oktober 2023 ist der Lange Tag der Flucht. Aus diesem Anlass haben uns aus der Ukraine geflohene Menschen, die bei den Häusern zum Leben untergekommen sind, ihre Geschichte erzählt. VIDEO!
“Ich bekam das erste Mal im Leben richtig Angst. Ich wollte leben!”, erzählt Liubov Frankiv, die seit August 2022 im Haus Mariahilf lebt. Über ihre Flucht erzählt Frau Frankiv im Video-Interview:
Seit 2015 engagieren sich die Häuser zum Leben in der Flüchtlingshilfe. Nach dem Kriegsausbruch im Februar 2022 war schnell klar, dass man auch geflüchtete Menschen aus der Ukraine unterstützen möchte. Rund 100 geflüchtete Familien wurden in Mariahilf, Margareten und Neubau untergebracht – in Wohnungen, die den Bedarf von Wiener Senior*innen übersteigen. Einige von ihnen haben mittlerweile Jobs in Österreich gefunden und sind ausgezogen, manche sind auch in die Ukraine zurückgekehrt.
Mittlerweile sind auch immer mehr Senior*innen aus der Ukraine in den Häusern zum Leben untergekommen. „Wir hatten die Möglichkeit, eine 88-jährige Dame hier im Haus im stationären Bereich aufzunehmen. Ihre Familie bleibt bei uns im Haus in der Flüchtlingshilfe und muss so nicht getrennt werden“, sagt Nayla Haddad, die die Flüchtlingsbetreuung im Haus Mariahilf koordiniert. Die 88-jährige Frau Shkurenko fühlt sich gut betreut. „Man versteht hier, dass wir nicht vom Guten geflüchtet ist.“
Harmonisches Miteinander
Aktuell werden in sechs Häusern zum Leben geflüchtete Menschen, d.h. Vertriebene, Asylwerber*innen, subsidiär Schutzberechtigte und teilweise Asylberechtigte betreut. Die Familien werden von multiprofessionellen Teams und qualifizierten Betreuer*innen bei ihrem Neubeginn in Österreich unterstützt. Großen Wert wird dabei auf ein harmonisches Miteinander zwischen Senior*innen und geflohenen Menschen gelegt.
„Ein großes Dankeschön an Österreich und das Volk dafür, dass wir so gut aufgenommen worden sind“, sagt Liubov Frankiv. Sie hofft auf ein baldiges Kriegsende. „Dann können wir nach Hause zurückkehren und wir kommen nur noch zu Besuch nach Wien.“
Langer Tag der Flucht
Der Lange Tag der Flucht wurde 2012 von UNHCR Österreich ins Leben gerufen. Zahlreiche Veranstaltungen zum Thema werden seither jedes Jahr an diesem Tag im Herbst abgehalten.