Der mutige Schritt zur Erfüllung
Nach 26 Jahren im Büro entschied sich Gottfried Eder (49) für eine Ausbildung zum Fachsozialbetreuer. Seit zwei Jahren arbeitet er mit demenziell beeinträchtigten Bewohner*innen im Haus Gustav Klimt. Er liebt seinen Job.
Es war ein Schock, als Gottfried Eder nach 26 Jahren als kaufmännischer Angestellter in einem Industrieunternehmen von einer Kündigungswelle betroffen war. „Aber im Nachhinein hat es etwas Gutes gehabt“, sagt der 49-jährige gebürtige Niederösterreicher.
Gottfried überlegte, ob er weiter im Büro arbeiten oder einen völlig neuen Weg einschlagen solle. Er ging den mutigen Weg. Wegen seiner Affinität für ältere Menschen entschied er sich für einen Job in der Senior*innen-Betreuung. „Ich habe den Schritt nie bereut.“
Geld ist nicht alles. Es gibt wichtigere Werte.
Gottfried Eder über den geringeren Verdienst im neuen Job
Dass er weniger verdient als früher nimmt er in Kauf. Gottfried: „Geld ist nicht alles, es gibt wichtigere Werte.“ Er müsse nicht am Hungertuch nagen. „Ich kann gut leben.“
Der Weg zum neuen Job begann mit einem Praktikum in einer Pflege- und Betreuungseinrichtung. „Das war genau mein’s“. Gottfried absolvierte die zweijährige Ausbildung zum Fachsozialbetreuer für Altenarbeit. Die Kosten übernahmen die Häuser zum Leben und der waff.
Seit zwei Jahren arbeitet Gottfried im Haus Gustav Klimt. In der „Tag.Familie“ betreut er Menschen mit demenziellen Erkrankungen. „Es ist schön zu sehen, welche Ressourcen noch in den Menschen stecken – trotz Demenz“, sagt Gottfried.
Vielfältige Aufgaben
Zu seinen Aufgaben zählen die Medikamentenausgabe, pflegerische Tätigkeiten, Dokumentation und die Abstimmung mit medizinischem Personal, Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen.
Ich habe keine Scheu, lautstark mitzusingen.
Gottfried über gemeinsames Singen mit den Bewohner*innen
Der Hauptpart sind aber die Aktivitäten mit den Bewohner*innen. „Die machen mir besonders Spaß.“ Gottfried sieht sich als eine Art Entertainer. Egal ob Entspannung, Gedächtnistraining, Basteln, Bewegung – bei den täglichen Aktivierungen kann Gottfried seine Kreativität einbringen. Besonderen Spaß haben die Bewohner*innen beim Singen. Zu Peter Alexander, Hansi Hinterseer oder den Wildecker Herzbuben wird geschunkelt, getanzt und gelacht. „Ich habe keine Scheu, lautstark mitzusingen, auch wenn ich nicht der beste Sänger bin.“
Manchmal sind die Bewohner*innen von den Aktivitäten so begeistert, dass sie spontan applaudieren. „Am Anfang habe ich ganz verdutzt geschaut und gedacht: was ist denn jetzt los?“ Das direkte Feedback von den Senior*innen – das sei das Schöne an Gottfrieds Beruf.
„Liebling der Bewohner*innen“
„Er ist ein großartiger Mitarbeiter, ein Liebling der Bewohner*innen! Die Aktivitäten, die er durchführt, sind grandios“, sagt Gottfrieds Teamleiterin, Mariana De Meo.
Natürlich hat der Job auch negative Seiten. Erst vor wenigen Wochen verstarb eine liebgewonnene Bewohnerin. Ein berührendes Dankschreiben der Tochter sorgte für Trost. „Sie hat so schöne Worte gefunden.“ So etwas baue auf. „Da weiß man, warum man in die Arbeit geht.“
Reisen, Fußball, Skifahren
Ausgleich vom Job findet der Vater eines 16-jährigen Sohnes vor allem bei Aktivitäten mit seiner Familie – beim Besuch im Fußballstadion oder in Museen, beim Skifahren oder beim Urlaub am Strand. Die Dominikanische Republik ist sein Lieblingsland. Er mag das karibische Lebensgefühl, die positive Einstellung der Menschen begeistert ihn.
Gottfried ist auch ein positiv denkender Mensch. Seine Entscheidung, einen völlig neuen Berufsweg einzuschlagen war für ihn goldrichtig. „Manchmal muss man im Leben neue Wege beschreiten, um Erfüllung zu finden.“ Gottfried weiß jetzt, was es heißt, gerne in die Arbeit zu gehen. „Und wenn man das einmal sagen kann, hat man alles richtig gemacht.“
Fachsozialbetreuer*in für Altenarbeit
Fachsozialbetreuer*innen begleiten, unterstützen und betreuen unsere Bewohner*innen einzeln oder in Gruppen. Mit geregelten Mahlzeiten und unterschiedlichen Aktivitäten entsteht ein strukturierter Tagesablauf. Ihrer Ausbildung entsprechend führen Fachsozialbetreuer*innen auch pflegerische Tätigkeiten durch.
Text: Birgit Riezinger
Bisher erschienene Arbeitsg’schichten:
Teil 1: Anna-Maria Manolakas: Servicekraft und Eiskunstläuferin
Teil 2: Samantha Pajkin: DGKP aus Leidenschaft