Anna Karenina und Zwiebelrostbraten
Ghoncha Sadul liebt es, mit Bewohner*innen zu plaudern. Die 20-Jährige absolviert eine Lehre zur Bürokauffrau im Haus Rosenberg. Davor hat sie bereits eine Lehre zur Köchin abgeschlossen. Sie lernte dabei nicht nur die Vorzüge der österreichischen Küche zu schätzen.
„Ich freue mich jeden Tag, in die Arbeit zu gehen“, sagt Ghoncha Sadul. Seit September 2023 absolviert die 20-Jährige eine Lehre zur Bürokauffrau im Haus Rosenberg. Ihre Aufgaben sind vielfältig: Telefonieren, Menüpläne drucken, Kundinnen-Administration und vieles mehr. Am liebsten ist ihr der Kontakt mit den Bewohner*innen, wenn sie an der Rezeption sitzt.
„Es ist sehr interessant, wenn sie über ihr Leben erzählen. Ich höre gerne ihre Geschichten“, sagt Ghoncha. Auch die Bewohner*innen sind an der jungen Mitarbeiterin interessiert und fragen sie, ob sie Muslimin sei und warum sie Kopftuch trägt. „Mittlerweile sehen sie mein Kopftuch gar nicht mehr. Sie sehen nur noch meine Persönlichkeit.“
Im Büro kommt Ghoncha ihre strukturierte Arbeitsweise entgegen. „Manchmal bin ich ein bisschen zu perfektionistisch.“ Der Job sei jedenfalls „viel besser“, als sie ihn sich vorgestellt hat.
Ghoncha ist eine große Bereicherung für unser Team.
Marion Lanner | Lehrlingsausbildnerin
„Ghoncha ist eine große Bereicherung für unser Team“, sagt ihre Lehrlingsausbildnerin Marion Lanner. „Sie ist sehr motiviert, interessiert, höflich und immer zuvorkommend gegenüber Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen. Wir sind sehr froh, dass sie den Weg in unser Haus gefunden hat.“
Lehre als Köchin abgeschlossen
Vor ihrem Wechsel ins Büro hat Ghoncha bereits eine Lehre zur Köchin im Haus Penzing abgeschlossen. „Da habe ich viel gelernt – nicht nur Kochen, sondern auch über die österreichische Kultur. Und ich habe mich als Persönlichkeit weiterentwickelt.“
Ein Höhepunkt ihrer Ausbildung war die Teilnahme am Culinary World Cup 2022, wo Ghoncha in Luxemburg gemeinsam mit dem Team Vienna eine Silbermedaille erkocht hat.
Zur Köchinnen-Lehre kam sie zufällig. Ghoncha hat das Gymnasium abgebrochen und wusste dann nicht so recht, was sie machen sollte. Nach einem Praktikum in der Küche des Hauses Penzing bot ihr der Küchenchef eine Lehrstelle an. „Dann dachte ich, vielleicht ist das mein Schicksal.“ Die Ausbildung hat Ghoncha nicht bereut. Eine Lehre zum Koch oder zur Köchin bei den Häusern zum Leben kann sie „unbedingt“ empfehlen.
Lieblingsgericht Zwiebelrostbraten
„Wir hatten fünf/sechs Seminare im Jahr, wir hatten Simulationsprüfungen für die Lehrabschlussprüfung, wir bekamen Gutscheine, wir konnten in den Häusern rotieren. Das gibt es nicht überall.“
Manche Gerichte aus ihrer Lehre kocht Ghoncha noch immer gerne. Kalbsgulasch zum Beispiel oder Paprikahendl. „Mein Lieblingsgericht ist Zwiebelrostbraten.“
Neben klassischer Küche liebt Ghoncha auch klassische Literatur. Am liebsten liest sie Anna Karenina und andere Werke von Tolstoi, Dostojewski oder Puschkin. Durch das Lesen hat Ghoncha ihre Sprachkenntnisse verbessert. „Ich habe mit Kinderbüchern angefangen, dann bin ich immer weitergegangen – bis zum Zweiten Weltkrieg.“
Sprachtalent
Neben Deutsch spricht Ghoncha ihre Muttersprache Paschtu, Englisch, Russisch, Hindi und ein bisschen Persisch. Im Alter von zwölf Jahren ist Ghoncha 2016 mit ihrer Familie von Afghanistan nach Österreich gekommen. Am Anfang sei die Umstellung schwierig gewesen. „Aber nach einem Jahr haben wir uns eingewöhnt und es ging bergauf.“
Weil sie die Berufsreifeprüfung in Deutsch nicht bestanden hat, musste Ghoncha von ihrem Traumberuf Lehrerin ablassen. „Mein Traumberuf ist jetzt Bürokauffrau.“
Lehre bei den Häusern zum Leben
Die Häuser zum Leben stellen durchgängig 110 Lehrstellen zur Verfügung. Diese Lehrberufe bieten wir an:
- Informations-Technolog*in
- Köch*in
- Konditor*in
- Bürokauffrau/-kaufmann
- Finanz- & Rechnungswesenassistent*in
Mehr Infos zur Lehre bei den Häusern zum Leben
Job-Inserat Lehre Köch*in
Bisher erschienene Arbeitsg’schichten:
Teil 1: Anna-Maria Manolakas: Servicekraft und Eiskunstläuferin
Teil 2: Samantha Pajkin: DGKP aus Leidenschaft
Teil 3: Gottfried Eder: Umstieg zum Fachsozialbetreuer