„Detox“: Der Mythos vom Entgiften

Im aktuellen Beitrag unseres Ernährungsblogs geht es um das Thema „Entgiften“, auch bekannt unter dem Begriff „Detox“. Erfahren Sie, was es mit diesem Trend auf sich hat und ob sich daraus gesundheitliche Vorteile ergeben.

Immer wieder liest und hört man von sogenannten „Detox-Kuren“, die unseren Körper von Giftstoffen und Schlacken befreien sollen und uns dadurch angeblich zu mehr Wohlbefinden verhelfen.

Doch ist es wirklich notwendig, tagelang nur Obst- und Gemüsesäfte zu trinken bzw. Nahrungsergänzungsmittel zu verwenden, um unseren Körper zu entgiften? Oder handelt es sich hierbei nur um eine neue Verkaufsstrategie?

Was versteht man unter „detoxen“?

Hintergrund des Detox-Trends ist die Annahme, dass wir heutzutage zu viele Schadstoffe aufnehmen, die unser Körper nicht vollständig ausscheiden kann. Hierzu werden z.B. Schwermetalle, Pestizide, Konservierungsmittel, Nikotin und Alkohol, aber auch eine fett- und zuckerreiche Ernährung gezählt. Diese unerwünschten Stoffe lagern sich dann als sogenannte „Schlacken“ in Organen und Bindegewebe ab und sollen die Ursache für diverse körperliche Beschwerden sein.

In der Regel ist eine Detox-Kur eine reine Saftkur, die über einige Tage durchgeführt wird. Das bedeutet, dass während dieser Zeit keinerlei feste Nahrung zugeführt wird – das soll den Darm entlasten. Erlaubt sind nur Obst- und Gemüsesäfte, sowie Wasser und ungesüßter (Kräuter-)Tee. Außerdem gibt es am Markt diverse Nahrungsergänzungsmittel mit „entgiftender“ Wirkung in Form von Pulvern oder Kapseln. Dabei handelt es sich meist um pflanzliche Wirkstoffe (z.B. Aktivkohle, Mariendistel, Heilerde, Brennnessel), die einen zusätzlichen reinigenden Effekt erzielen sollen.

Wissenschaftliche Belege fehlen

Es liegen keinerlei aussagekräftigen Studien vor, die den Effekt von Detox-Kuren belegen. Außerdem gibt es keine klare Definition davon, welche schädlichen Stoffe genau durch eine Detox-Kur ausgeschieden werden und wie dieser Vorgang überhaupt funktioniert.

Auch die sogenannten „Schlacken“ existieren aus wissenschaftlicher Sicht nicht. Der Begriff stammt eigentlich aus der Schwerindustrie und beschreibt Rückstände in Verbrennungs- und Metallverarbeitungsprozessen.

Ein gesunder menschlicher Körper kann sich selbst „reinigen“, in dem er schädliche Stoffe über Leber, Niere, Darm, Haut und Lunge ausscheidet. Hierfür kennt die Medizin die genauen Stoffwechselvorgänge.

Vorsicht vor unerwünschten Nebenwirkungen

Oftmals wird eine Detox-Kur auch als Mittel zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Aufgrund der sehr geringen Kalorienzufuhr (700- 900 kcal pro Tag) kommt es zwar meist zu einem schnellen Gewichtsverlust, dieser ist jedoch nur auf den Verlust von Körperwasser zurückzuführen. Eine Abnahme von Körperfett ist hingegen nicht zu erwarten. Außerdem wird durch die verminderte Nährstoffzufuhr der Ruheenergieverbrauch des Körpers gesenkt, was wiederum einen Jojo-Effekt nach Beendigung der Kur begünstigen kann.

Auf die ungewohnt niedrige Kalorienzufuhr einer Saftkur reagiert unser Körper unter anderem mit Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Kreislaufbeschwerden. Auch die hohe Menge an Fruchtzucker, die in den Säften enthalten ist, überfordert unter Umständen unsere Verdauung. Es kann zu Verdauungsbeschwerden, wie beispielsweise Durchfall, kommen. Einige Menschen reagieren auch empfindlich auf den Säuregehalt der Säfte.

Detox-Kuren dürfen keinesfalls dauerhaft angewendet werden, da es sonst zu einem Nährstoffmangel kommt. Kinder und Jugendliche, Schwangere und Stillende, sowie Personen mit Vorerkrankungen sollten keine Detox-Kuren durchführen.

Werden Medikamente eingenommen, ist es empfehlenswert, vorab ärztlichen Rat einzuholen. Speziell wenn Nahrungsergänzungsmittel mit entwässernder Wirkung oder Aktivkohle verwendet werden. Die längere Einnahme solcher Mittel in zu hoher Dosierung kann die Wirkung von Medikamenten beeinflussen, zur vermehrten Ausscheidung von Mineralstoffen führen bzw. einen Nährstoffmangel verursachen.

Eine teure Angelegenheit

Dass sich mit dem Detox-Trend viel Geld verdienen lässt, wurde längst erkannt. Im Internet gibt es diverse Anbieter von Saftkuren, die ihre Produkte meist im Set für unterschiedliche Dauer verkaufen (z.B. für drei, fünf oder sieben Tage). Für eine dreitägige Saftkur bezahlt man im Durchschnitt zwischen 80 und 120 Euro.

Auch für die verschiedenen Nahrungsergänzungsmittel mit „Detox-Effekt“ muss man meist tief in die Tasche greifen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es nicht notwendig ist, viel Geld in eine Detox-Kur oder Nahrungsergänzungsmittel zu investieren, da ein gesunder Körper schädliche Stoffe selbstständig ausscheidet. Es handelt sich beim Detox-Trend also eindeutig um eine Verkaufsstrategie, nicht um wissenschaftliche Fakten.

Text: Julia Frittum, Diätologin Häuser zum Leben
Foto: Pixabay

Quellen:

  • Klein AV, Kiat H. Detox diets for toxin elimination and weight management: a critical review of the evidence. J Hum Nutr Diet. 2015 Dec;28(6):675-86.

Bisher erschienene Teile des Ernährungsblogs:
Allergietests – Mythen und Realitäten
Achtung Zuckerfalle