Paprika-Kotelett wie im Jahr 1900
Im Haus Hohe Warte haben BewohnerInnen gemeinsam mit dem Kochkulturmuseum alte Rezepte von Kurrent in die aktuelle Schrift übertragen. Drei der alten Rezepte wurden gemeinsam gekocht. Geschmeckt hat das Essen allen.
„Das war ein Bilderbuchtag“, sagte eine Bewohnerin, die im November im Haus Hohe Warte an einer besonderen Kochaktion teilgenommen hat. Gemeinsam mit dem Kochkulturmuseum übertrugen SeniorInnen zunächst Rezepte aus alten, in Kurrent handgeschriebenen Kochbüchern in die heutige Schrift. „Wir gehen bewusst in Pensionistenwohnhäuser, weil die SeniorInnen Kurrent oft noch beherrschen“, sagt Georg Geml, Leiter des Kochkulturmuseums. Das älteste der Rezepte stammte aus 1840.
Aus den rund zehn übertragenen Rezepten wurde dann gemeinsam ein Menü ausgewählt, das an einem anderen Tag gekocht wurde. „Man merkt, wie die Leute beim Kochen aufblühen“, sagt Geml. Nicht immer hielt man sich zu 100 Prozent an die Originalrezepte. „Aber das macht nichts.“
Kaiserknödelsuppe, Paprika-Kotelett, Kirschkuchen
Das Menü aus Kaiserknödelsuppe, Paprika-Kotelett mit weißen Rüben und Reis sowie einem Kirschkuchen mundete allen wunderbar. Das Rezept für das Paprika-Kotelett war rund 120 Jahre alt.
Das Kochkulturmuseum in Eggenburg (Niederösterreich) sammelt alte Rezepte und vermittelt diese im Rahmen von Workshops. Im Haus Hohe Warte war es bereits zum zweiten Mal nach 2021 zu Gast. „Das Angebot kommt bei den BewohnerInnen sehr gut an“, sagt Haus-Direktorin Petra Sallaba.
Kurrent war vom 15. bis Mitte des 20. Jahrhunderts die gültige Schreibschrift im deutschsprachigen Raum. 1941 wurde sie von den Nationalsozialisten abgeschafft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zum Teil noch an Schulen gelehrt.