Das Märchen vom belebten Wasser und andere Mythen über Getränke
Hilft Cola bei Durchfall, enthält Fruchtsaft weniger Zucker als Limonade und warum soll ich Medikamente nicht mit Grapefruitsaft einnehmen? Viele Mythen ranken sich um unsere Getränke, ein paar davon möchten wir im dritten Teil unseres Ernährungsblogs aufklären.
Ist „belebtes“ Wasser gesünder?
Nein, dafür gibt es keine Anhaltspunkte.
Es ist einerseits nicht definiert, was mit dem Begriff „belebt“ genau gemeint ist. Andererseits gibt es keine Belege für behauptete gesundheitliche Vorteile bzw. wurden diese schon lange widerlegt. Die von Händlern angeführten Effekte wären wissenschaftlich auch nicht plausibel. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sich belebtes Wasser von normalem Leitungswasser unterscheidet.
Nebenwirkungen dieser Getränke sind daher ebenso nicht zu erwarten – ausgenommen die finanziellen Ausgaben für die Produkte.
Enthält Fruchtsaft genauso viel Zucker wie Limonade?
Ja, allerdings enthalten Fruchtsäfte, im Gegensatz zu Limonaden zusätzlich natürliche Vitamine und Mineralstoffe. Das gilt auch für frisch gepresste Obstsäfte.
- Fruchtsaft hat 9 bis 12 g Zucker pro 100 ml. 100 % Fruchtsaft bedeutet, dass hier wirklich nur gepresstes Obst enthalten ist, also keine Konservierungsstoffe oder zusätzlicher Zucker. Er beinhaltet allerdings den Zucker aus dem verwendeten Obst.
- Limonaden haben 7 bis 11 g Zucker pro 100 ml. Mit Limonaden sind meist alkoholfreie, mit Zucker gesüßte Getränke mit Kohlensäure gemeint, die als Erfrischungsgetränk dienen.
Die Empfehlung lautet daher, am besten kalorienfreie Getränke wie Wasser, Mineralwasser oder Tee zu trinken. Gegen ein Glas Fruchtsaft beim Sonntagsfrühstück, am besten mit Wasser verdünnt, spricht aber nichts.
Hinweis: Ein Liter Fruchtsaft liefert rund 500 kcal, ein Liter Limonade rund 400 kcal. Das ist so viel, als würden Sie 75 g Schokolade oder mehr als 1,3 kg Karotten essen. Karotten sättigen allerdings viel länger und enthalten Ballaststoffe und ebenso Vitamine und Mineralstoffe.
Hilft Cola bei Durchfällen?
Nein. Die Kombination von Salzstangen und Cola soll ein altes Hausmittel sein und wird seit Jahrzehnten immer wieder empfohlen. Leider ist vor allem Cola ungeeignet, um Durchfälle zu reduzieren oder die Mineralstoffverluste auszugleichen. Es ist zu viel Zucker enthalten und außerdem Koffein, was beides die Durchfälle eher verstärkt. Die enthaltene Kohlensäure kann den Darm zusätzlich reizen.
Salzstangen liefern zwar das notwendige Salz und sind leicht verträglich, allerdings fehlt das dringend notwendige Kalium. Fertige Elektrolytmischungen aus der Apotheke liefern alle notwendigen Nährstoffe. Solche Mischungen können aber auch selbst hergestellt werden – wenden Sie sich dazu an Ihre*n Arzt*in oder eine*n Diätologin*Diätologen.
Stört Grapefruitsaft die Medikamentenwirkung?
Ja. Grapefruit(saft) kann die Wirkung mancher Medikamente verstärken. Dies kann eine Vielzahl von unterschiedlichen Präparaten betreffen.
Dazu gehören unter anderem einige Medikamente gegen hohes Cholesterin, gegen Herzerkrankungen, bei psychischen Erkrankungen oder bei Harnwegserkrankungen. Derzeit gibt es noch keine ausreichende Anzahl an Studien zu dem Thema, daher kann noch nicht sicher gesagt werden, wie hoch das jeweilige Risiko ist und welche Mengen an Grapefruit(saft) Nebenwirkungen auslösen. Daher am besten Grapefruitsaft bei der Einnahme von Medikamenten ganz vermeiden.
Generell gibt es eine große Zahl an Wechselwirkungen von Medikamenten und Nahrungsmitteln oder Getränken. Bei Medikamentenverschreibungen fragen Sie immer Ihre*n Ärzt*in oder Apotheker*in, ob es Empfehlungen gibt, die zu beachten sind.
Hinweis: Medikamente am besten immer mit Leitungswasser einnehmen statt mit Kaffee, Milch, Tee oder Saft.
Hilft Schnaps bei der Verdauung?
Nein. Schnaps kann, wie alle alkoholischen Getränke, die Muskeln im Magen entspannen. Die subjektive Wirkung der Reduktion des Völlegefühls ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen.
Eine schnellere oder bessere Verdauung erfolgt dadurch aber nicht. Beim Verdauungsschnaps ist der Körper primär mit dem Abbau des Alkohols beschäftigt. Das kann sogar zu einer Verlangsamung der Verdauung führen. Verdauungsanregend wirkt eher ein alkoholfreier Kräuterbitter oder ein Kaffee, aber auch ein Spaziergang fördert die Magenbewegungen und damit die Verarbeitung der Speisen im Körper.
Wirkt Milch verschleimend?
Nein. Dieser Mythos kann ins Reich der Märchen verbannt werden. Milch kann unbedenklich auch bei Atemwegserkrankungen getrunken werden. Die Theorie, dass der Milchabbau die Schleimbildung in der Lunge fördert, ist nicht haltbar, da Milch im Darm abgebaut wird und nicht in die Atemwege gelangen kann. Die wahrscheinlichste Erklärung für dieses Gerücht ist, dass Milch dickflüssiger ist als Wasser und eine Mischung, die mit dem Speichel reagiert und so ein verändertes Mundgefühl bewirkt.
Zusammenfassend kann man sagen:
- „Belebtes“ Wasser ist nicht gesünder als normales Leitungswasser
- Fruchtsaft enthält genauso viel Zucker und Kalorien wie Limonaden
- Cola hilft nicht bei Durchfall
- Grapefruitsaft kann die Wirkung von Medikamenten verändern
- Schnaps hilft nicht bei der Verdauung
- Milch wirkt nicht verschleimend auf die Atemwege
Text: Susanne Bayer, Dätologin Häuser zum Leben
Foto: Pixabay
Quellen:
Belebtes Wasser (Wikipedia)
Granderwasser – Wirkung nicht plausibel (Medizin transparent)
Cola und Salzstangen (DocCheck Flexikon)
Salzstangen und Cola bei Durchfall (Kurier)
Medikamenten-Überdosis durch Grapefruit (Medizin transparent)
Hilft Schnaps bei der Verdauung? (Verbraucherzentrale Bayern)
Hilft Alkohol bei der Verdauung? (Open Science)
Milch erzeugt kein Schleimproblem (Pharmazeutische Zeitung)
Bisher erschienene Teile des Ernährungsblogs:
Allergietests – Mythen und Realitäten
Achtung Zuckerfalle
Detox: Der Mythos vom Entgiften