Eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren steht vor einem großen Saal, in dem Pensionist*innen sitzen.

Alexandra Wilhem: „Hier kann ich einfach ich sein“

Für ihre Tätigkeit im Pensionist*innenklub Wehlistraße nimmt Alexandra Wilhem (30) einen weiten Anfahrtsweg in Kauf. Warum sie ihren Job als Klubbetreuerin liebt und keinesfalls woanders hin will erzählt sie im fünften Teil der „Arbeitsg’schichten“.

„Ich liebe meine Arbeit. Ich liebe meine Pensionist*innen. Ich habe super Kolleg*innen.“ Alexandra Wilhem sagt das nicht einmal, nicht zweimal. Sie sagt es so oft und mit einer derartigen Überzeugung, dass man es ihr glauben muss.

Seit September 2023 arbeitet die 30-Jährige als Klubbetreuerin im Pensionist*innenklub Wehlistraße im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Ein Glücksgriff für Alexandra, für den Klub und für die Senior*innen. „Die Alexandra ist sehr liebenswürdig“, sagt Frau Herta, die regelmäßig in den Klub kommt, zum Beispiel zum Bingo am Donnerstag.

Keine zehn Pferde würden Alexandra aus dem Klub Wehlistraße wegbringen. Eher noch würde sie umziehen, um nicht so weit in die Arbeit fahren zu müssen. Aktuell hat sie einen 90-minütigen Arbeitsweg.

„Alexandra ist eine unverzichtbare Stütze, die mit ihrer Herzlichkeit und ihrem Engagement jeden Tag aufs Neue begeistert“, sagt Alexandras Teamleiterin Maria Elena Sideres.

Vielfältige Aufgaben

Alexandras Aufgaben im Klub sind vielfältig: von Einkaufen über Büroarbeit bis zur Veranstaltungsmoderation. Aber das Wichtigste ist, für die Klub-Besucher*innen da zu sein. Alexandra hat immer ein offenes Ohr für sie – egal wie stressig es gerade ist. Und das nicht nur während der Arbeitszeit. „Ich bin jederzeit für sie telefonisch erreichbar. Das ist mir ganz wichtig.“

Als Jugendliche wollte Alexandra Psychologin, Sozialarbeiterin oder Pädagogin werden. „Aber ich bin früh Mama geworden – mit 18. Dann kam das zweite Kind und das dritte Kind.“ Nach ihrer Karenzzeit gab Alexandras Tante ihr den Tipp, sich auf die Stelle im Klub Wehlistraße zu bewerben. „Ich habe mich beworben und gleich begonnen.“ Es hat sofort gepasst.

Eine junge Frau mit schwarzen Haaren rührt eine Bingotrommel in einem Saal im Pensionistenklub.

Der Job habe von allem etwas, sagt Alexandra. „Beim Bingo und beim Smovey fühle ich mich wie eine Lehrerin. Und wenn die Pensionist*innen jemanden zum Reden brauchen, höre ich zu und biete meine Hilfe an.“

Als alleinerziehende Mutter ist es für Alexandra nicht immer einfach, Job und Privatleben unter einen Hut zu bringen. „Aber es ist machbar – alles eine Frage der Organisation.“ Für so manche Hausarbeiten und für Hobbies fehlt ihr die Zeit. Sie liebt es zu backen. „Aber ich komme nicht dazu.“

Hier tanke ich auf.

Alexandra Wilhem | Klubbetreuerin

Ruhe und Entspannung findet Alexandra in der Arbeit. „Sicher ist es hier auch manchmal stressig. Aber es ist ein anderer Stress. Hier tanke ich auf.“

Im Klub Wehlistraße werden zahlreiche Aktivitäten wie Line Dance und Jazz Dance, Boccia, Bingo oder Smovey angeboten. Die Klubbesucher*innen sind zwischen 70 und 99 Jahre alt. Besonders beliebt ist der Tanznachmittag am Dienstag. „Da haben wir 100 Senior*innen da“, sagt Alexandra, die natürlich auch das Tanzbein schwingt.

Bezug zu den Menschen

Das Beste an ihren Job ist für Alexandra der Bezug zu den Menschen. „Es ist schon eine Bindung da. Wir sprechen über das Leben, über Kinder, über Verluste, über frühere Zeiten. Und ich höre mir das gerne an.“

Natürlich kommen auch einmal Streitigkeiten vor. „Aber in der Regel schaffen wir es, die Leute wieder zu versöhnen.“

Den Job als Klubbetreuerin würde Alexandra „auf jeden Fall“ weiterempfehlen. Man soll gerne mit Menschen zu tun haben. „Ohne Freundlichkeit, ohne Verständnis ist man hier falsch.“

Alexandra ist im Klub Wehlistraße goldrichtig. „Ich möchte diesen Job auf jeden Fall weitermachen. Ich will hier nicht weg. Ich fühle mich hier willkommen, ich fühle mich hier verstanden. Ich habe super Kolleg*innen. Hier kann ich einfach ich sein.“

Text: Birgit Riezinger