Achtung Zuckerfalle – Lassen Sie sich nicht (ent)täuschen!

Im zweiten Teil des Ernährungsblogs unserer Diätolog*innen erfahren Sie, wie unterschiedliche Arten von Zucker in Lebensmittel angeführt werden. Und wie durch Verwendung unterschiedlicher Begriffe und Bilder in der Industrie für angeblich gesündere Lebensmittel geworben wird.

Im Schnitt konsumiert der/die Österreicher*in ca. 90 g Zucker täglich – wobei die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei etwa 50 g Zucker pro Tag liegt (entspricht ca. zehn Prozent des Gesamtenergiebedarfs eines Erwachsenen). Zu viel Zucker fördert bei regelmäßig hohem Konsum die Entstehung von Karies, sowie das Risiko von Adipositas und Stoffwechselerkrankungen. Doch nicht ein Nährstoff alleine stellt einen Risikofaktor für Erkrankungen dar.

Um den hohen Zuckerkonsum der Bevölkerung einzudämmen, tummeln sich zahlreiche Diät- und Lightprodukte in den Regalen der Supermärkte. Der Einsatz von vermeintlich gesünderen Zuckeralternativen und Süßstoffen in diversen Lebensmitteln und Getränken boomt. Mittels gesunder Aufmachungen der Produktverpackung durch Abbildung von Obst/Gemüse oder das Anführen von Slogans, wie „Naschen erlaubt“ oder „Superfood“ wird ein gesundes Produkt suggeriert. Doch bei genauerer Betrachtung der Zutatenliste finden sich hier oft viele versteckte Zuckermengen.

Wie erkennt man, ob ein Produkt Zucker enthält?

In der Zutatenliste müssen neben Zucker/Saccharose auch alternative Zuckerarten, wie Glukose/Dextrose/Traubenzucker, Glukosesirup, Fruktose, Maltodextrin sowie auch Süßungsmittel und süßende Lebensmittel angeführt werden.

Als Süßungsmittel werden alle Zuckeraustauschstoffe und Zuckerersatzstoffe zusammengefasst. Diese unterliegen wiederum eigenen Kennzeichnungsregeln:

Zuckeraustauschstoffe (Xylit/Birkenzucker, Erythrit, Sorbit etc.) lassen den Blutzucker langsamer ansteigen und liefern weniger Kalorien als Zucker. In größeren Mengen können diese allerdings abführend wirken. Für Hunde und Pferde ist Birkenzucker sogar tödlich.

Zuckerersatzstoffe (Süßstoffe – Aspartam, Acesulfam K, Saccharin etc.) haben eine deutlich höhere Süßkraft als Zucker, führen zu keinem Blutzuckeranstieg und liefern keine oder kaum Kalorien. Der Einsatz von Süßstoffen in moderaten Mengen ist zudem sicher und unbedenklich.

Süßende Lebensmittel, wie Honig, Braunzucker, Agavendicksaft, Kokosblütenzucker, Ahorn-, Dattel- oder Reissirup sind eine beliebte Alternative zu Haushaltszucker. Allerdings ist zu bedenken, dass diese ebenfalls hauptsächlich aus Zucker bestehen und damit nicht gesünder sind, als herkömmlicher Zucker. Außerdem ist die Herstellung oft aufwändig und die Herkunftsländer sind fern, was sich auf den Preis niederschlägt – und auf die CO2-Bilanz.

Der Haushaltszucker, aus der Zuckerrübe, ist ein regionales Produkt. Rohrzucker hingegen kommt aus Südamerika und aus dem asiatischen Raum.

Zuckeralternativen haben keine signifikanten Vorteile

Lediglich die Anteile der einzelnen Zuckerarten unterscheiden sich bei einzelnen der oben genannten Produkte. Während die meisten zu je 50 Prozent aus Glukose und Fruktose bestehen, so besteht beispielsweise Reissirup ausschließlich aus Glukose, ist damit fruktosefrei und für Menschen mit Fruktoseunverträglichkeit eine geeignete Alternative. Agavendicksaft hingegen hat einen höheren Fruktoseanteil und weist damit eine höhere Süßkraft auf.

Einige der süßenden Lebensmittel zeichnen sich durch einen intensiven Eigengeschmack aus – worauf der Fokus bei deren Verwendung gelegt werden sollte!

Weiters können Aufmachungen der Produkte und Schlagwörter wie „zuckerfrei“, „Diät“, „light“ und Ähnliches irreführend sein.

Begriffserklärungen

Zuckerfrei: Meist wird die Verwendung von Saccharose (also des herkömmlichen Haushaltszuckers) vermieden und durch eine Zuckeralternative, wie Honig, Agavendicksaft, Maltodextrin oder Glukosesirup, welche am Ende trotzdem hauptsächlich aus Zucker bestehen, ersetzt. Genau genommen ist es auch erlaubt bei zuckerfreien Produkten in 100 g Lebensmittel (bzw. in 100 ml Getränk) bis zu 0,5 g Zucker zu verwenden.

Zuckerarm: Hier dürfen in 100 g Lebensmittel max. 5 g Zucker und in 100 ml Getränk bis zu 2,5 g Zucker verwendet werden.

Zuckerreduziert: Die Zuckermenge ist gegenüber vergleichbaren Produkten um mind. 30 Prozent reduziert.

Light: Weist auf die Reduktion eines Inhaltsstoffes hin. Das muss nicht immer Zucker sein, oft bezieht es sich auf die Fettmenge.

Diät: Heißt wörtlich übersetzt „Ernährungsweise oder Lebensweise“, wird allerdings meist in Verbindung mit dem Weglassen oder der Reduktion von bestimmten Inhaltsstoffen, wie Zucker, Fett oder Salz verwendet. Beispielsweise eine zuckerfreie Diät/Ernährungsweise. Als Aufdruck auf speziellen Produkten wird „diät“ ähnlich wie „light“ als Reduktion eines Inhaltsstoffes verwendet.

Ohne Zuckerzusatz: Gibt ganz klar vor, dass dem Produkt kein Zucker – weder herkömmlicher Haushaltszucker noch Zuckeralternativen (Süßungsmittel) – zugeführt wurde. Enthält das Produkt von Natur aus Zucker, sollte das Etikett mit dem Hinweis „enthält von Natur aus Zucker“ versehen sein.

Vorsicht! Wird nun ein Inhaltsstoff reduziert, wird meist ein anderer erhöht. Zum Beispiel wird bei Reduktion der Zuckermenge in Süßwaren zum Erhalt des Geschmacks und als Füllmenge häufig die Fettmenge angehoben. Was wiederum den Kaloriengehalt dieses Produktes erhöht – da Fett mehr Energie liefert als Zucker.

Schlussfolgernd kann man sagen:

Lassen Sie sich nicht von vermeintlich gesunder Aufmachung oder Slogans täuschen! Das Lesen der Zutatenliste deckt so manche Zuckerfalle auf – es lohnt sich genau hinzusehen.
Süßungsmittel und süßende Lebensmittel stellen allgemein keine gesünderen Alternativen zu herkömmlichem Zucker dar. In allen Fällen gilt „Die Dosis macht das Gift“!

Eine sinnvolle Möglichkeit Zucker und Kalorien einzusparen ist die Reduktion der Zuckermenge. Probieren Sie es selbst aus und verwenden Sie beim Backen von Kuchen/Torten um bis zu 50 Prozent weniger als die ursprüngliche Zuckermenge – dies gelingt bei fast allen Rezepten.

Text: Claudia Bachmann, Diätologin Häuser zum Leben
Fotos: Pixabay

Quellen:
AGES – Ernährungsempfehlungen
Deutsche Gesellschaft für Ernährung – Zuckergehalt
WKO – Health Claims Verordnung
VKI – Konsument

Teil 1 des Ernährungsblogs: „Allergietests“ – Mythen und Realitäten